3. a) Region Cariboo Country

 

Entlang des Cariboo Highway Richtung Norden

31. Mai bis 12. Juni und 30. Juni bis 12. Juli 2022

Bei heftigen Wolkenbrüchen mit überschwemmten Straßen verlassen wir Kamloops, um auf längerer Fahrt von Cache Creek über den Cariboo Highway nach Norden zu kommen. Zwischendurch machen wir aber noch einen Abstecher mit dem Motorroller von Clinton durch reizvolles Ranchland und am klaren Pear Lake vorbei. Auf immer schlechter werdender Piste fahren wir 600 Höhenmeter hinauf durch eine wilde Wald- und Berglandschaft, in der viele Bäume umgestürzt sind. Am Pass schlittern wir auf schlammigem Untergrund und müssen dann umdrehen. Einige Tage campen wir ganz allein auf der Beaverdam Lake Recreation Site. Von hier aus blicken wir bis zu die zum Teil noch schneebedeckten Bergkette des Marble Range Provincial Park mit dem 2.270 m hohen Mount Kerr.

Ein Schotter-Abstecher auf zwei Rädern führt uns von dort zum Picknick am malerisch gelegenen Big Bar Lake.

 

Der Ort 100 Mile House ist das Versorgungszentrum der Umgebung und daher auch ein wichtiger Anlaufpunkt für uns Touristen. Die Besiedlung Richtung Nordosten wird immer dünner, ehe wir zum dreißig Kilometer langen Canim Lake fahren, wo vereinzelt Ferienhäuser am Ufer stehen. Auf schlechter Schotterstraße erreichen wir den Howard Lake. Hier campen wir eine Woche am Ufer des wunderschön gelegenen See. Beim Camp Host zahlen wir wie immer als Senioren $ 7 pro Nacht für dieser tollen Recreation Site mit Aussicht. Wir bestaunen lange den umspannenden Regenbogen und Abendstimmungen über dem See. Ein Loon, ein Wappentier Kanadas, taucht unmittelbar vor uns auf. Unser Faltboot liegt direkt am Ufer, wenn wir nicht gerade damit beim erfolgreichen Angeln der Regenbogenforellen unterwegs sind. Ein Specht hat seine Höhle direkt über uns in einer abgebrochenen dicken Birke eingerichtet und fliegt immer wieder rein und raus. Unser Camp Host berichtet eines Tages, dass morgens ein Puma über den Platz gelaufen ist. Trotzdem wandern wir ein paar Kilometer durch den Wald, dabei immer wieder laute Rufe oder Mundharmonika-Klänge von uns gebend. Aus gutem Grund, denn immer wieder sehen wir Bären-Losung auf dem Weg und die Wiese mit dem beliebten Löwenzahn ist niedergetrampelt.

Mit unserem Motorroller unternehmen wir ausgedehnte Touren in die Umgebung. Über üble Schlaglochstrecke zum idyllischen Christmas Lake und auf besserer Straße entlang des Canim Lake zum Mahood Lake im Wells Gray Provincial Park. Kalter Wind von den 2500 Meter hohen Bergen treibt Schaumkronen über diesen dreißig Kilometer langen See. Ein großartiges Schauspiel der Natur bietet sich uns jetzt zur Zeit der Schneeschmelze bei den Mahood Falls und den Canim Falls, wo gewaltige Wassermassen in die Tiefe stürzen.

 

Von 100 Mile House nach Barkerville

Von 100 Mile House führt der Cariboo Highway/Gold Rush Trail nach Norden. Auf diesem Wege reisten Zehntausende Goldsucher zu den Bergen der Cariboo Mountains, wo Billy Barker 1862 erstmals Gold fand. Die Straße führt heute durch saftig grünes Ranchland und immer wieder sehen wir Ansiedlungen oder einzelne Häuser. Sehr schön die Fahrt entlang des Lac la Hache, der auf der anderen Seite unbesiedelt ist und von grünen Tannenwäldern begrenzt wird. Hinter Williams Lake führt der Cariboo Highway 97 durch abwechslungsreiche hügelige Landschaft mit grünen Wäldern, vereinzelten Seen und immer wieder Farmen und Ranches oder einzelnen Häusern. Drumherum hat sich oft ein kleiner verrosteter Fuhrpark angesammelt. Vorbei an ein paar Seen und schließlich durch das weite Tal des Fraser River, ehe wir Quesnel erreichen. Als wir auf dem Gold Rush Trail Richtung Barkerville fahren steht einige hundert Meter vor uns ein Schwarzbär an der Straße, wird aber schnell vom Gebüsch verschluckt. Wir passieren über lange Strecken anscheinend gesunde Wälder, die hauptsächlich aus Douglasfichten, Aspen und vereinzelten Zedern bestehen.

Am Lightning Creek kann man mit vorheriger Erlaubnis Gold waschen. Hunderte kleiner schwarzer Fliegen haben ihren Weg durch die Mosquitonetze unseres Motorhome gefunden und sind auf dem Weg zu ihren Opfern. Da hilft nur noch die Chemo-Keule. Wir bummeln kurz durch das Örtchen Wells und fotografieren die teils bunten Häuser, etliche andere scheinen aber verlassen zu sein. Auch das Hotel mit Pub und das Café sind geschlossen. Das sind wohl auch die traurigen Folgen der Pandemie.

 

Die ehemalige Goldgräberstadt Barkerville

Nach genau vierzig Jahren bummeln wir zum zweiten Mal durch die ehemalige Goldgräberstadt Barkerville. Eine im Stil des 19. Jahrhunderts gekleidete ältere Dame berichtet den Besuchern sehr engagiert und umfangreich über die Geschichte Barkervilles. Wir sehen uns die ausgezeichnet restaurierten Häuser an, die auch in den Räumen sehr dateilgetreu ausgestattet sind. Wir beobachten den Schmied bei der Arbeit, die vorbeifahrende Kutsche und einige ebenfalls im Stil der damaligen Zeit gekleidete Menschen. Im oberen Teil von Barkerville ist die Chinatown mit etlichen Gebäuden und ausführlicher Darstellung der chinesischen Einwanderer. Ganz am Ende sind das Schoolhouse und andere Gebäude nicht mehr vorhanden, aber die Claims, aus denen zum Teil 90 Pfund Gold an einem Tag gefördert wurden. Ganz weit oben wird durch Goldminengesellschaften noch heute Gold gewonnen. Die Besucher werden vor Betreten der Wege am Ortsrand vor Bären gewarnt. Wir schlendern nicht nur die Main Street entlang, sondern auch durch die hinteren Straßen. Nach über vier Stunden und einem kurzen aber kräftigen Regenschauer verlassen wir diese größte historische Sehenswürdigkeit im Westen Kanadas.

 

In den Cariboo Mountains östlich von Williams Lake

Von Williams Lake fahren wir durch abwechslungsreiche hügelige Ranch- und Waldlandschaft nach Horsefly. Der Ort besteht nur aus wenigen Häusern, von denen einige verlassen und Geschäfte und Café geschlossen sind. Umso sehenswerter ist der vierzig Kilometer lange Horsefly Lake mit schönem Campingplatz und einem Sandstrand, an dem sich ein paar Familien im Wasser tummeln.

Eine weitere interessante Strecke führt uns auf der Likely Road nach Norden. Zunächst durch hügeliges Ranchland mit Wiesen und dem Skulow Lake und Big Lake und weiteren kleineren Seen. Dann immer mehr durch dichte Wälder, die durch üppiges Buschwerk undurchdringlich erscheinen. Wir sind fast allein unterwegs und tuckeln gemütlich mit 60 bis 70 km/h, genießen die Landschaft. Ab und zu reduziere ich die Geschwindigkeit und lasse ein schnelleres Fahrzeug vorbei, dessen Fahrer sich meistens bedankt. Plötzlich sehen wir in hundert Meter Entfernung einen schwarzen Schwarzbären am Straßenrand. Im Örtchen Likely ist der Quesnel Lake wegen der Schneeschmelze über seine Ufer getreten. Hinter der geschotterten Keithley Creek Road mit einzelnen Schlagloch-Abschnitten überqueren wir die Brücke des reißenden Cariboo River. Auf der etwas schmaleren Likely-Barkerville Backroad finden wir im dichten Wald die kostenlose Ladies Creek Recreation Site am Cariboo Lake. Wir finden einen schönen Stellplatz im Wald, nur 8 Meter vom sandigen Ufer des vollen Cariboo Lake entfernt. Oh yes, we have Mosquitos! Many! Jetzt bewährt sich unser großes Mosquito-Vorzelt unter der Markise. Unsere einzigen Nachbarn haben geben die Plagegeister den ganzen Tag ein rauchendes Feuer angezündet.

Von hier aus unternehmen wir eine Tour mit unserer Piaggio auf der Backroad durch die wilde Berglandschaft Richtung Barkerville. Unsere Wanderung auf die Cameron Ridge müssen wir nach ein paar Kilometern wegen tiefem Schlamm und dahinter Schneefeldern abbrechen. Wir rollern weiter, blicken hinunter auf den Meaford Lake und sehen hinter einer scharfen Kurve vier Meter vor uns einen Schwarzbären, der sofort in den Wald flüchtet. Kurz danach überqueren wir auf einer Brücke den brüllenden Ghost River, dessen gewaltige Wassermassen jetzt zur Schneeschmelze unter uns ins Tal stürzen. Nachdem wir an den Cariboo Mountains zum einsamen Ghost Lake wandern kehren wir noch beim malerisch gelegenen Chocolate Moose Café ein, das von Chris Franke betrieben wird. Am 11. Juli erreicht das Thermometer erstmals nach acht Wochen wieder die 20°-Grad-Marke!

Auf der Rückfahrt nach Williams Lake sehen wir tatsächlich einen sehr dunklen Elchbullen. Es ist erst der zweite Elche unserer bisher viermonatigen Reise durch British Columbia. Wir hören auch von Einheimischen, dass es im Süden von BC nur noch wenige Elche gibt. Liegt es wirklich an der zunehmenden Zahl der Bären, die Elchkälber reißen, oder auch an der Jagd auf diese großenTiere?

 

Bilderserie Teil 1

Bilderserie Teil 2