1. Region Okanagan Valley

19. April bis 18. Mai 2022

Blauer Himmel und Sonnenschein empfangen uns, als wir Mitte April am Osoyoos Lake die Grenze von den USA nach Kanada erreichen. Im Okanagan Valley wollen wir den nächsten Monat verbringen, denn diese Gegend zählt als wärmste und trockenste im Westen Kanadas. Doch in den Wochen danach sinken die Tagestemperaturen erheblich. Von unserem Boondocking-Platz oberhalb von Osoyoos können wir gut die Stadt und die Landschaft um den Osoyoos Lake überblicken. Boondocking ist die nordamerikanische Bezeichnung für das freie campen außerhalb der etablierten Campingplätze. Man sucht sich einen Platz und verlässt ihn später sauberer als vorher, nimmt sämtlichen Müll mit. Von hier aus unternehmen wir einige Touren mit unserer Piaggio BV 250 durch die Umgebung. Wir besuchen die Stadt, den Haynes Point Provincial Park und das Gebiet der Ureinwohner des Stammes der Nk'mip. Sie sind beim Weinanbau sehr erfolgreich und haben inzwischen mehrere Auszeichnungen erhalten. Der Anbau von Obst und vor allem Wein hat in den letzten vierzig Jahren im Okanagan-Tal maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg dieser Region geführt. Auf Nebenstraßen rollern wir gemütlich an den Obstplantagen Weinfeldern entlang, wo sich allerdings jetzt nur erste Knospen zeigen. Nördlich von Oliver genießen wir die Fahrt auf der kleinen Willowbroock Road hügelauf und hügelab durch sehenswerte Ranchgebiete mit vereinzelten Häusern. Wie auf vergangenen Reisen fahren wir auch in British Columbia mit unserem Motorhome (Verbrauch 30 l/100 km) nur die absolut notwendigen Strecken zu den Übernachtungsplätzen und machen alle anderen Fahrten für Besichtigungen mit unserem Motorroller 3,5 l/100 km). Das ist preiswerter und der Erlebniswert ist wesentlich intensiver.

 

Mit unserem Motorhome fahren wir später durch das Okanagan Valley nach Naramata. Vom Stellplatz im Wald unternehmen wir mit unserem Roller Touren nach Penticton und auf der Nebenstraße am Skaha Lake entlang. Besonders schön ist unsere Rollertour oberhalb des Okanagan Lake auf der Naramata Road vorbei an vielen kleinen idyllisch gelegenen Weingütern. Für eine Woche campen wir in den Bergen auf dem Grump Camping in 900 Meter Höhe bei Regen und unerwartetem Nachtfrost. Wir wandern in der Umgebung und nutzen die wenigen Sonnenstunden, um mit dem Roller Summerland zu besuchen und die Fahrt der historischen Kettle Valley Steam Railway zu verfolgen. Bei unseren Einkäufen in den Städten merken wir, dass nicht nur das Benzin, sondern auch alle Lebensmittel wesentlich teurer sind, als in den USA. Die Phone Card der Telefongesellschaften mit begrenztem Internet und begrenztem Empfang kosten $ 45 (pro Monat!). Wir nutzen das Internet kostenlos in den Librarys, beim Save On Foods Supermarkt oder bei unseren Besuchen der Restaurants und Cafés.

 

Auf der Weiterreise auf dem Highway 97 nach Kelowna wird uns deutlich, dass in Kanada recht schnell gefahren wird. Die Höchstgeschwindigkeit über Land wird oft großzügig überschritten und nur in den Städten hält man sich daran. Fußgängern gewährt man dann immer Vorrang. Kelowna hat inzwischen weit über hunderttausend Einwohner und ist die Stadt mit der höchsten Kriminalitätsrate in ganz Kanada. Als wir in die Berge oberhalb der Stadt fahren, läuft ein Elch über die Schotterstraße. Die Kettle Valley Railway entlang des Myra Canyon ist ein echtes Highlight. Schon Ende der 1880er Jahre wurde die Strecke an den Berghängen in der Wildnis durch Felsen gesprengt, Tunnel gebaut und über 18 Holzbrücken errichtet, die bis zu 220 m lang und bis zu 55 m hoch waren. Eine großartige Leistung. Im Jahre 2003 wurden bei einem großen Waldbrand im Myra Canyon 14 Brücken zerstört oder beschädigt, die alle wieder aufgebaut wurden. Dadurch kann diese Attraktion heute auf 12 km Länge von Myra Station bis Ruth Station wieder genutzt werden. Als wir ein paar Stunden über mehrere dieser Brücken wandern, kommen uns etliche Fahrradfahrer entgegen.

 

Oberhalb des schön gelegenen Kalamalka Lake führt der Highway nach Vernon, wo wir als Mitglieder von www.boondockerswelcome.com bei einem netten Ehepaar auf der Wiese zwei Tage übernachten können. Von dort aus besuchen wir die Historic O'Keefe Ranch, die 1867 gegründet wurde. Etliche Gebäude der Ranch sind gut restauriert und liebevoll eingerichtet: Mansion, General Store, Bunk House für die Cowboys, Kirche, Schmiede, Meat & Dairy House, Ausstellungen über alte Stagecoaches, Landmaschinen und Öfen und ein Museum über die Geschichte der Ranch. O'Keefe ist ein lebendiges Museum mit einigen im Stil der vorletzten Jahrhunderts gekleideten Menschen. Im Jahre 2021 ist eines der größten Feuer Nordamerikas an den nahen den Bergen im Westen ausgebrochen ist und hat fast auch die Farm bedroht.